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Rumänische Gedichte

Jetzt ist es geschafft, der erste Privatdruck mit Übersetzungsversuchen rumänischer Gedichte ist da! Wie kommt einer auf die Idee so etwas anzugehen, der kein Sprachwissenschaftler ist?

Wie ich zu dieser Sammlung kam? Schließlich sind die meisten hier versammelten Gedichte bereits übersetzt und dies teilweise mehrfach und aus professioneller und berufener Feder. Allerdings sind gerade in der Dichtkunst Übersetzungen meistens Nachdichtungen in dem Versuch, Rythmus, Duktus oder eine andere lyrische Eigenart zu übertragen. Häufig wird der besondere Gebrauch der Sprache oder einfach die Bedeutung überformt...

Dies ist unbrauchbar für einen Sprachneuling wie mich. Es kam so: 2008 brannte die Bistritzer evangelische Kirche. Bistritz ist die rumänische Partnerstadt von Herzogenrath, meinem Wohnort. In Folge suchten die rumänischen Partner aus Bistritz den Kontakt zu den Partnerstädten und besuchten Herzogenrath. 2009 war ich dann das erste Mal in Rumänien. Die Offenheit der Menschen, die Unvoreingenommenheit, Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit haben mich begeistert, so dass ich mich mit der rumänischen Sprache befassen wollte. Zurück zu Hause, fing ich erst im Eigenstudium an, dann wollte ich mich austauschen und fand in Dan Rusu einen kundigen Vermittler, der zudem günstigerweise Architekt ist. Seitdem treffen wir uns regelmäßig.

Meine ursprüngliche Absicht, durch Konversation rumänisch zu lernen, musste ich dann zugunsten der Befassung mit Lyrik aufgeben. Damals wusste ich noch nicht, was es heißt, bei jemandem in der Stube zu sitzen, der eine Totenmaske von Lucian Blaga besitzt. Seitdem schlagen wir uns durch die Dichtkunst, die Zeiten und Dichter durch. Ich dokumentiere hier den Versuch, die Texte zu verstehen und das Besondere der Sprache zu transportieren.

Man sagt, das Rumänische sei manchmal umständlich oder auch schwülstig. Tatsächlich wird in der Alltagssprache viel gedoppelt (der Fernsehsprecher gleicht den geringeren Inhalt des Gesprochenen durch die Verwendung vieler Synonyme und auch höhere Sprechgeschwindigkeit wieder aus). Für die Dichter trifft das m.E. nicht zu. Natürlich sind die älteren Texte anderen Konventionen geschuldet, aber immer ist die Sprache scharf, sofern man es versteht.

 

Die Sortierung der Gedichte sollte chronologisch sein, nicht alphabetisch, da ja auch ein Dichter unterschiedliche Schaffensphasen haben kann. Die Auswahl ist willkürlich, einige Dichter kommen häufig, andere gar nicht vor. Meine Liebe gilt vor allem Ion Minulescu, dem Symbolisten und Nicita Stănescu, aber es ist viel zu entdecken, Band II ist schon in Arbeit. Ohne Dan Rusu würde hier nichts stehen, bzw. es wäre noch nicht einmal der Gedanke daran vorhanden. Ihm gilt mein ganzer Dank und der Wunsch nach vielen rumänischen Erkenntnissen.

 

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